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  • Hilfsmittelversorgung
    Geeignete Hilfsmittel sind für Lähmungspatienten insofern wichtig, als dass die Selbständigkeit und Mobilität des Betroffenen erreicht und oft stark erweitert werden kann.
  • Größere Mobilität durch Hilfsmittel

    Prüfen Sie für sich, insbesondere wenn bei Ihnen ein Postpoliosyndrom diagnostiziert wurde, wo Überanstrengung vermieden werden kann. Oft kann ein Hilfsmittel wie eine moderne Leichtbau-Orthese oder ein bei längeren Strecken einzusetzender Elektro-Rollstuhl erhebliche Entlastung bringen und gleichzeitig Mobilität und Lebensfreude deutlich verbessern.
  • Zusammenwirken von Arzt, Sanitätshaus und Physio-/Ergotherapeut mit dem Patienten entscheidend

    Mit dem Patienten muss gerade bei Erstversorgung mit Orthesen bei der Indikationsstellung der erwartete Nutzen und die Akzeptanz besprochen werden.

    Alle Hilfsmittel sollten nach Fertigung und Eintragezeit von dem die Indikation stellenden  Arzt abgenommen werden.

Hilfsmittelversorgung  /  Ergotherapie

Geeignete Hilfsmittel sind für Lähmungspatienten insofern wichtig, als dass die Selbständigkeit und Mobilität des Betroffenen erreicht und oft stark erweitert werden kann. Auch Entlastung und Schmerzreduktion können Ziele der Hilfsmittelversorgung sein. Zur Hilfsmittelversorgung zählen natürlich auch die atmungsunterstützenden Therapiegeräte bei ventilatorischer Insuffizienz (Heimbeatmungsgeräte) bzw. beim Schlafapnoesyndrom (CPAP/ BiPAP-Therapiegeräte). Zur Unterstützung der Bronchialclearance können Inhalationsgeräte und/oder Abhusthilfen (z. B. Cough-assist oder Absauggeräte) sinnvoll sein.

Die Paresen der oberen Extremitäten werden häufig bei der Hilfsmittelversorgung nicht beachtet, führen aber auch hier zu typischen Überlastungs- und Instabilitätsfolgen . Stützmieder und Korsettversorgung sind nicht nur bei Lähmungsskoliosen erforderlich. Die einfachsten Gehhilfen, wie Handstock oder Unterarmgehstütze, geben dem Poliopatienten Sicherheit und Gangstabilität. Dadurch kann eine Sturzgefährdung und somit das Verletzungsrisiko stark verringert werden. Wesentlichen Vorteil zeigt der Gebrauch einer gegenseitigen Gehhilfe bei Glutealinsuffizienz und stärkerem Hinken. Bei zusätzlichen Lähmungen der oberen Extremität sind ergonomische Zurichtungen zur Achsel- oder Ellenbogen- und Handauflage zu ergänzen.

Erhebliche funktionelle Behinderungen der Mobilität werden oft seit der Kindheit durch stabilisierende Orthesen im Bereich der unteren Extremität kompensiert. Gerade unter dem Gesichtspunkt einer klinischen Verschlechterung durch das Post-Polio-Syndrom ist die Versorgung mit modernen Stützapparaten anzustreben. Ziel der Orthesenanpassung muss der Ausgleich lähmungsbedingter Defizite beim Stehen und Laufen mit Sicherung der Knie- und Sprunggelenke in allen Raumebenen sein. Neben der Korrektur von Achsfehlern werden die meist vorhandenen Beinverkürzungen ausgeglichen. Einen optimalen und achsgerechten Gipsabdruck vorausgesetzt, kann durch den Einsatz moderner Carbonfasergeflechte oder anderer leichter Werkstoffe ein hoher Tragekomfort bei minimalem Gewicht und genügender Stabilität erreicht werden.

Besonders häufig ist bei überwiegender Quadricepsschwäche die massive Überstreckung des Kniegelenks bei vielen  Polio Patienten, die damit Nerven-, Gefäß- und Kapselüberdehnungsbeschwerden am Kniegelenk hervorrufen kann. Durch den verlagerten Drehpunkt kommt es zu zusätzlichen Instabilitäten des Kniegelenks. 

Die Bauweise von Orthesen ist häufig geprägt von Erfahrungen der betroffenen Polio Patienten, die wegen der primär zu erwartenden Verunsicherung neuen Wegen skeptisch gegenüberstehen. Für Erstversorgungen im Alter und erneute Versorgungen nach längerer Pause gilt aber genauso wie für die Umversorgung, dass Leichtbaumaterialien mit Leichtmetallbauteilen der Schienen und Gelenke nachgewiesene Vorteile haben. 

Die orthetische Versorgung von Polio Patienten sollte durch ein erfahrenes Team aus Arzt, Orthopädietechniker und Gangschultherapeut erfolgen. Dabei können auch für die Orthesenauswahl und Erprobung Ganganalyse Systeme eingesetzt werden.Eine ergo- bzw. physiotherapeutische Anschulung der versorgten orthopädischen Hilfsmittel ist erforderlich 

Um den Mobilitätsradius der Patienten zu erweitern, ist die zusätzliche Versorgung mit einem Rollstuhl zu prüfen. Dabei ist die individuelle Situation der Polio-Betroffenen bezüglich Wohnung und Hilfspersonen einzuschätzen und durch intensive Beratung der Sanitätshäuser aus der Vielzahl der Angebote eine optimale Typen- und Antriebsauswahl vor dem Kostenträger zu rechtfertigen. Essentiell ist für instabile Polioverläufe oder Lähmungen der oberen Extremitäten der assistierte Rollstuhlantrieb.

Bundesverband Poliomyelitis e.V.

  • Interessengemeinschaft von Personen mit Kinderlähmung
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