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  • POST-Polio-syndrom
    Eine Heilung gibt es derzeit nicht. Umso wichtiger ist es, den neuen Zustand in der gesamten Lebensweise zu berücksichtigen!
Die erwähnten – sowie weitere, inzwischen neu definierte PPS-Probleme – können einzeln aber auch in unterschiedlicher
Kombination auftreten. Auch kann es sein, dass sie sich bisher nicht bemerkbar gemacht haben. Sind die Schwierigkeiten aber da, ist es gut, wenn der Betroffene um die mögliche Ursache weiss.

Eine Heilung gibt es derzeit nicht. Umso wichtiger ist es, den neuen Zustand in der gesamten Lebensweise zu berücksichtigen.

Das bedeutet:

  • Aktivitäten, Anstrengung und Belastungen (auch solche psychischer Natur) möglichst zurück schrauben
  • Informationen einholen, am besten über die Selbsthilfegruppe, und Erfahrungen mit anderen Poliobetroffenen austauschen
  • mindestens einmal jährlich eine gründliche allgemeinmedizinische und neuro-muskuläre Untersuchung bei einem polio-erfahrenen Arzt durchführen lassen
  • Auf den Körper „hören“, Überlastungs- und Schmerzsignale als Warnzeichen beachten. Ermüdung durch Anstrengung sollte nach 10 Minuten Pause überwunden sein.
  • Sobald allgemeine Müdigkeit oder Erschöpfung auftritt, Pausen von 10-30 Minuten einlegen.
  • Übergewicht reduzieren bzw. vermeiden
  • Rauchen aufgeben, wenig Alkoholkonsum
  • Schmerzmittel, Antidepressiva, Narkotika meiden, mehr Hilfsmittel (Orthesen, Stöcke, Rollstuhl etc.) auch im Haus benutzen.
  • Familie, Personen im Umfeld, evtl. auch Angehörige von Heilberufen über die neuen Schwierigkeiten informieren, notfalls aufklären und an Experten verweisen

Das Post – Polio – Syndrom
ist eine degenerative Zweiterkrankung
der durch eine Polio- Infektion vorgeschädigten Alpha-Motoneurone

Post-Polio-Syndrom

Definition

Die Definition des „Post-Polio-Syndroms“ als neuartige und eigenständige Erkrankung erfolgte einerseits in Abgrenzung gegen „reine“ Spätfolgen nach Poliomyelitis (ICD-10-G14: B91) und andererseits gegen andere Vorderhornerkrankungen, wie die ALS.

Kernkriterien sämtlicher Definitionen

Akute Poliomyelitis mit Lähmungen in der Vorgeschichte, danach zumindest teilweise funktionelle Besserung. Nach einer langen stabilen Periode (üblicherweise mehr als 15 J.) Entwicklung einer neuen Störung mit: Schwäche, Abnahme der Muskelmasse, Schmerzen, Ermüdbarkeit oder vermehrter muskulärer Erschöpfbarkeit.

Umfang und Lokalisierung der akuten, so wie der Restlähmungen sind ganz unterschiedlich. Ebenso die Beeinträchtigung der Funktionen und der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Die große Mehrzahl der Betroffenen fand Wege zu einem aktiven Leben – notfalls mit Hilfsmitteln und Assistenz. Dank ihrer sprichwörtlichen Energie und ihres Lebensmuts konnten sie in der Welt der Gesunden bestehen. Viele erreichten Erstaunliches im Beruf und im öffentlichen Leben.

Wenige Jahre nach der akuten Erkrankung, nach Rekonvaleszenz
und immer wieder hartem Training, galt ihr Zustand als stabil. Viele konnten auf Stöcke und Schienen, manche sogar auf Rollstuhl und Beatmungsgerät verzichten. Dann aber begann sich das Blatt zu wenden. Nach 15 bis 20, vielleicht auch erst nach mehr als 30 Jahren, traten wieder Probleme auf – manche altbekannt, aber inzwischen vergessen oder
unbekannt:
  • Schmerzen in Muskeln und Gelenken
  • Extreme Müdigkeit, rasche Erschöpfung bereits am Vormittag
  • Neue oder zusätzliche Muskelschwächen
  • Schlafstörungen
  • Probleme beim Atmen und Schlucken
  • Zunehmend Aufwachprobleme aus Vollnarkose, sofern bei Wahl und Dosierung der Narkosemittel die durchgemachte Polio nicht berücksichtigt wurde.
Ärzte wie auch die Umgebung reagierten vielfach ungläubig auf die Schilderung der Betroffenen, dass sich ihr Zustand verschlechtere. Zur früheren Erkrankung wollte man lange keine Verbindung sehen. Verständlich, dass es häufig zu Fehldiagnosen und einer Odyssee bei verschiedenen Ärzten kam. Gewöhnlich lautete die Erklärung „Alterserscheinungen“ oder „psychisch bedingt“.

Gewiss spielen Alterserscheinungen auch eine Rolle und machen sich häufig bei Poliobetroffenen früher und ausgeprägter bemerkbar. Aber erst in den letzten Jahren entwickelten sich Verständnis und Wissen um die „Spätfolgen der Poliomyelitis“, um die es sich nach einer klinisch gesicherten Polioerkrankung bei diesem wichtigsten Phänomen handelt. „Spätfolgen“ ist der Oberbegriff für die spezifischen, chronischen Schädigungen durch paralytische Polio (mit Lähmungserscheinungen). Ursachen sind z. B. ständig wiederholte Belastungen, etwa der Handgelenke beim Stock und Krückengebrauch oder handbetriebenem Rollstuhl mit der Folge „Karpaltunnelsyndrom“. Kompensatorische und anomale Bewegungsabläufe können eine Fehlstellung bis zur Verschiebung im Gelenk bewirken und mit der Zeit zu massiven Knorpelschäden mit degenerativer Arthrose führen. Häufig kommen Sehnenscheiden- und / oder Schleimbeutelentzündungen sowie schmerzhafte Muskelverspannungen etc. hinzu. Eine Unterforderung einzelner Muskelgruppen verschlimmert bestehende Atrophien. Mit gezielter, nicht forcierter Gymnastik ist manches aufzuhalten, sogar zu bessern. Überlastung im „Dauerbetrieb“, vor allem die der nach Schädigung in der Akutphase durch konsequentes Training wieder aufgebauten „Ersatzsysteme“ für den Komplex Nerv-Muskelfaser, ist jetzt gefährlich. Scheinbar erholte Muskeln geben langsam oder plötzlich ihren Dienst wieder auf. Hier könnte noch konsequente, aber vorsichtige Gymnastik helfen.

Bundesverband Poliomyelitis e.V.

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