• Was ist Kinderlähmung?

    [Poliomyelitis]

    Poliomyelitis anterior acuta oder spinale Kinderlähmung, wie diese Krankheit auch genannt wurde, ist eine akut auftretende Viruserkrankung, die in der westlichen Welt etwa bis in die frühen 60er Jahre verbreitet war.

Poliomyelitis

  • Poliomyelitis anterior acuta oder spinale Kinderlähmung, wie diese Krankheit auch genannt wurde, ist eine akut auftretende Viruserkrankung, die in der westlichen Welt etwa bis in die frühen 60er Jahre verbreitet war.

Poliomyelitis anterior acuta

Geschichte

Poliomyelitis anterior acuta oder spinale Kinderlähmung, wie diese Krankheit auch genannt wurde, ist eine akut auftretende Viruserkrankung, die in der westlichen Welt etwa bis in die frühen 60er Jahre des letzten Jahrhunderts verbreitet war. Es hat viele kleinere und große Epidemien auch in Deutschland gegeben, die letzte große 1952/53 mit über 15000 gemeldeten paralytischen (Lähmungs-)Fällen.

Dann eine neue Welle mit knapp 9000 Fällen in den alten Bundesländern ausgerechnet 1960/61 vor dem Beginn der Immunisierung, während es in der ehemaligen DDR dank des frühzeitigen Einsetzens der Impfaktion in diesem Zeitraum nur 130 Fälle gab, wobei natürlich die Bevölkerungszahl zu berücksichtigen ist. In Australien wird mit Erkrankungsziffern von 20.000 bis 40.000 Personen seit 1930 gerechnet. Zwischen 1930 und 1960 sind dort etwa 2000 Todesfälle nach akuter Polio registriert worden.

Impfung

Die Einführung der SALK- (1957) und der SABIN-lmpfstoffe (1960) hat zu großartigen Ergebnissen bei der Bekämpfung der Poliomyelitis geführt. Nicht zuletzt deshalb zählt sie heute zu den fast vergessenen Erkrankungen.

Krankheit

Das Polio-Virus, welches zur Gruppe der Enteroviren (entere=im Darm vorkommend und mit dem Stuhl ausgeschieden) gehört, befällt vorwiegend das Zentralnervensystem (Hirn und/oder Rückenmark).

Die Infektion erfolgt nicht etwa, wie man lange Zeit meinte, durch eine Tröpfcheninfektion (Anhusten), sondern durch Aufnahme von infizierten Lebensmitteln (Schmierinfektion). Das Virus gelangt auf diese Weise in die Mund- und Rachenhöhle und verbreitet sich von dort aus im Darmkanal, wo es sich vermehrt und schließlich mit dem Stuhl ausgeschieden wird.

Die Inkubationszeit (das ist die Zeit, die von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit verstreicht) beträgt etwa 6 bis 10 Tage. Wenn die Infektion auf diesem Stadium stehen bleibt, spricht man von einer asymptomatischen oder abortiven Polio. Das ist bei etwa 4 bis 8 % der Infizierten der Fall.

Dieses Krankheitsstadium äußert sich in leichten, unspezifischen Erscheinungen, die auch bei anderen Virusinfektionen auftreten können:
  • Unwohlsein
  • Kopfschmerzen
  • Fieber
  • eventuell Durchfall

Bei etwa 1% aller Polio-Virus-Infektionen durchbricht das Virus die Barriere des Darmkanals und dringt über den Blutstrom in das Rückenmark und das Hirn vor. Das führt dann ebenfalls zu einer nichtparalytischen Form der Poliomyelitis, die sich in Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen äußert. Nur bei 0,1% aller Infektionen werden die Nervenzellen des Rückenmarkes und/oder des Hirnes von dem Virus direkt befallen (paralytische Form, da hierbei Paralysen = Lähmungen auftreten).

Die Bezeichnung Poliomyelitis anterior acuta (wörtlich: plötzlich auftretende Infektion der Vorderhomzellen des Rückenmarks) sollte dieser paralytischen Form der Polio-Virus-Infektion vorbehalten bleiben.

Bundesverband Poliomyelitis e.V.

  • Interessengemeinschaft von Personen mit Kinderlähmung
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