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  • Physiotherapie
    Zur Erhaltung funktionsfähiger Muskulatur sowie der Vermeidung von Gelenkversteifungen und Muskelverkürzungen stehen insbesondere krankengymnastische Behandlungen zu Verfügung.

Medizinische Trainingstherapie

Prinzipiell kann Krankengymnastik mit und ohne Hilfsmittel erfolgen. Dosiertes Training mit Hilfe von Therapiegeräten als geschlossene Systeme ist als medizinische Trainingstherapie definiert. Ziel ist eine Funktionsverbesserung durch Reizsetzung in der Phase der Superkompensation des betreffenden Funktionssystemes (z.B. neuro- muskuläres oder kardiovaskuläres System, mitochondrialer Stoffwechsel etc.). Vorbereitend sowie zur Belastungs- Verarbeitung sind muskuläre Relaxations- und Dehntechniken obligatorisch, um Verkürzungsrückstände und eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit zu behandeln.

Trainingswissenschaftliche Regeln

  • Pacing:
    Es ist wichtig, ein vorgegebenes Schema von Übungen und Pausen einzuhalten. Dieses Schema wird in einem gewissen Rhythmus ergänzt und die Belastung nach einem festen Plan gesteigert.
  • Intervall:
    Sinnvoll sind drei Trainingseinheiten pro Woche, maximal kann jeden zweiten Tag trainiert werden. Wichtig ist, gerade einem geschädigten System Zeit für eine ausreichende Erholung zu geben.
  • Aerobes Training:
    Das Training muss sich immer in einem Bereich bewegen, in dem der Muskel ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist (im Bereich „leichte Übung“ wird dies der Fall sein). Ein Muskelkater ist immer ein Zeichen für eine Überforderung. Auch Leistungssportler versuchen, ohne Muskelkater zu trainieren.

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Physiotherapie

Massage

Bedingt durch die Umwandlung von Muskelgewebe in Bindegewebe in den inaktiven Muskelabschnitten ist der Bindegewebsmassage der Vorzug zu geben. Ein weiterer Grund für den Einsatz von Bindegewebsmassage sind häufig auftretende Kompressionssyndrome durch Überlastung von Sehnen/ Bändern mit ihrem hohen Anteil an kollagenen und elastischen Bindegewebsfasern. Mit klassischer Massage sind Muskelspannungsstörungen beeinflussbar. Die Massageverordnung wird von Befund und Therapieziel bestimmt.

Häufig sind Triggerpunktbehandlungen in Form von ischämischer Kompression und Muskeldehnung zu deren Inaktivierung nötig. Darmmotilitätsstörungen infolge paretischer Abdominalmuskulatur und Atonie des Zwerchfells sowie mangelnder körperlicher Aktivität können mittels Kolonbehandlung direkt am Erfolgsorgan beeinflusst werden. Bei Vorliegen struktureller Muskelstörungen ist von einer Unterwasserstrahlmassage abzuraten.

Oberstes Ziel der physiotherapeutischen Maßnahmen ist die Erhaltung der vorhandenen Kraft und Funktionen  und damit die Stabilisierung und Verbesserung der Lebensqualität sowie die Erhaltung einer größtmöglichen Selbständigkeit. Besonders wichtig ist dabei das Training der Ausdauerbelastbarkeit und Koordination. Ein reines Krafttraining würde mehr schaden als nützen. Voraussetzung für ein erfolgreiches Üben sind Schmerzlinderung und eine ausreichende Sauerstoffversorgung, insbesondere der Muskulatur. Überforderungen und zu starke Belastungsreize sind unbedingt zu vermeiden und regelmäßige Pausen sind erforderlich. Die Übungen sollten nicht ermüden oder erschöpfen und nicht zu Schmerzen führen. Ein Muskelkater ist Zeichen einer Überforderung. Maßnahmen zur Entlastung (Hilfsmittel) sollten unbedingt in Anspruch genommen werden. Reizzustände an Gelenken sind gezielt zu behandeln. Eine individuelle Anpassung des Behandlungsprogramms ist unbedingt erforderlich. Ein Allgemeinrezept kann es nicht geben.

Zur Erhaltung funktionsfähiger Muskulatur sowie der Vermeidung von Gelenkversteifungen und Muskelverkürzungen stehen insbesondere krankengymnastische Behandlungen zu Verfügung.

Besonders zu empfehlen sind dabei neurophysiologische Techniken, zum Beispiel die Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF). Hierbei wird über Komplexbewegungen die Stimulierung einer ganzen Muskelkette angeregt. Unter Einschaltung von reizaufnehmenden Zellen in der Skelettmuskulatur, den Sehnen und der Gelenkkapsel (Propriozeption) wird eine Ökonomisierung der Muskelarbeit im gesamten Bewegungsablauf angestrebt. Ziel ist es, Muskelstörungen wie Verkürzungen und Abschwächungen zu mindern. Durch ein gezieltes Einsetzen von Widerstand und Übungen mit dem nicht betroffenen Bein/Arm ist eine dosierte Anwendung aktiver und passiver Elemente und damit die Vermeidung einer Überforderung geschwächter Muskeln möglich. Physiologische Bewegungsabläufe werden besser koordiniert und der Muskeltonus normalisiert sowie auffällige Bewegungsmuster abgebaut.

Eine weitere neurophysiologische Technik ist die Krankengymnastik nach Vojta. Dabei wird durch die Aktivierung angeborener Reflexmuster eine Aktivierung des gesamten Zentralnervensystems angestrebt. Über ein wiederholtes Auslösen bestimmter Reize wird eine positive Veränderung im Bereich der Wahrnehmung ausgelöst. Es wird die Bahnung der automatischen Steuerung der Körperhaltung, der Stützfunktion der Extremitäten und der dafür erforderlichen Muskelfunktionen angestrebt, um eine Veränderung des funktionellen Bewegungsablaufs zu erreichen und diesen rationeller auszuführen. Auch wird die Ökonomisierung der Atemfunktion bewirkt. Mit der Manuellen Therapie steht uns ein Therapieverfahren zur Verfügung, um gezielt reversiblen, also rückbildungsfähige Bewegungseinschränkungen der Gelenke oder der Wirbelsäule zu behandeln. Dadurch ist eine Lösung von Blockaden und damit eine Beseitigung von Funktionsstörungen des Gelenkes oder der zum Gelenk gehörenden Muskulatur, auch der Wirbelsäule, möglich. Eine Schmerzlinderung ist erreichbar. Bei der Behandlung kommen verschiedene Techniken zur Anwendung, zum Beispiel die Traktion des manuellen Zugs, bei dem die Gelenkpartner auseinander bewegt werden. Dadurch kommt es zu einer Druckminderung, Entlastung und Schmerzlinderung sowie zu einer Beweglichkeitsverbesserung durch Dehnung der Sehnen und Gelenkkapsel. Das translatorische Gleiten ist eine parallele Verschiebung der Gelenkpartner zur Wiederherstellung des verloren gegangenen Gelenkspiels. Außerdem kommen verschiedene Weichteilbehandlungen zur Entspannung und Dehnung der Muskulatur zum Einsatz. Kombiniert werden sollte jede krankengymnastische Behandlung durch eine Atemtherapie zur Stimulierung der Atemmuskulatur. Hierbei können auch verschiedene Entspannungstherapien, wie zum Beispiel die konzentrative Entspannung, die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Qi Gong, Autogenes Training oder Feldenkrais zur Anwendung kommen. Es wird dabei eine Verbesserung der Körperwahrnehmung und eine Vertiefung der Atmung angestrebt.

Als besondere Form der Krankengymnastik steht außerdem die besonders angenehm empfundene krankengymnastische Beübung im warmen Wasser zur Verfügung. Da die Übungen unter Abnahme der Eigenschwere erfolgen, können die meisten Übungen leichter ausgeführt werden. Da gegen den Wasserwiderstand trainiert wird, ist ein schonendes, aber effektives Muskeltraining möglich. Außerdem wird eine Muskellockerung und Schmerzhemmung erreicht. Schwimmen und Bewegungen im warmen Wasser bewirken auch eine Stärkung der Herz-Kreislauf-Funktion. Ein Konditionstraining an Trainingsgeräten muss genau auf die Leistungsfähigkeit des Patienten abgestimmt werden und sollte nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, um Überforderungen zu vermeiden.

Wärme- und Kälteanwendungen

Wärmepackungen dienen neben dem muskelentspannenden Effekt vor allem der besseren Durchblutung und Schmerzlinderung und kommen in Form von Bädern, Packungen oder Auflagen zur Anwendung. Kaltanwendungen werden meist auf Grund der bei Polio-Patienten gestörten Vasomotorik nicht toleriert und sollten akuten Zuständen nach Unfällen oder Entzündungen vorbehalten bleiben.


Grundlagen verschiedener Physiotherapien


Bundesverband Poliomyelitis e.V.

  • Interessengemeinschaft von Personen mit Kinderlähmung
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