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  • Notfallbehandlung

    [Poliomyelitis]

    Poliomyelitis anterior acuta oder spinale Kinderlähmung, wie diese Krankheit auch genannt wurde, ist eine akut auftretende Viruserkrankung, die in der westlichen Welt etwa bis in die frühen 60er Jahre verbreitet war.
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Notfallbehandlung bei Polio-Patienten

Aus orthopädisch/traumatologischer Sicht ergibt sich bei Patienten, die Betroffene einer durchgemachten Poliomyelitis acuta anterior (B91G) sind, von der neuromuskulären Situation prinzipiell die Notwendigkeit des Bedachts einer Zweiterkrankung im Sinne des instabilen Post-Polio-Syndroms (G14G).


Für den Halte- und Bewegungsapparat bedeutet das bei chronisch degenerativer Erkrankung u. U. gute lndikationen für konservative schmerztherapeutische lndikationen, gelenkführende Maßnahmen wie Krankengymnastik ohne neuromuskuläre Überforderung, aber auch passive Haltemaßnahmen wie orthetische Versorgungen. Bei Versagen von konservativen Maßnahmen sind für diese Patientengruppen gelenkerhaltende Eingriffe kritisch unter dem Aspekt einer weitergehenden neuromuskulären Verschlechterung und lmbalance der betroffenen Muskeln zu prüfen, generell ist auch eine Gelenkersatz-Operation mit allen besonderen Bedingungen einer notwendigen muskulär sicheren Führung bei Alloarthroplastik zu bejahen. lnzwischen gibt es spezielle lmplantate und Überlegungen, vor allen Dingen zur vorherigen Planung und schon vorher festzustellenden Nachbehandlungskonzeptionen.
 
Die traumatologisch-unfallchirurgische Versorgung von Patienten mit Folgen der Poliomyelitis acuta anterior und einem Post-Polio-Syndrom muss unter dem Aspekt einer Polioinfektionserkrankung immer für alle Extremitäten und den Rumpf bedacht werden, d. h., dass nach den Verletzungen in Architektur und Knochenmasse u. U. schlechter gestellten Extremitätenknochen eine Berücksichtigung der Osteoporose für operative Eingriffe, die Gefährdung einer neuromuskulär nicht mehr zu rekonditionierenden Muskelatrophie bedacht werden muss. Dazu sind u. U. mit konservativen Methoden nicht nur Ruhigstellung von Verletzungen wie Brüchen oder Bandverletzungen möglich und nötig, sondern ggf. auch kurzfristige kontralaterale orthetische Abstützungen an bisher nicht aufgefallenen poliobetroffenen Extremitäten, in der Regel wird:
  • Gipsruhigstellung,
  • Aktivitätsstopp
  • und Bettruhe für Polio-Patienten
 
zu vermeiden sein.
 
Die Berücksichtigung fehlender Muskelfunktionen, die zur Entlastung eines Beines mit Verhinderung von Muskelatrophien nach lmmobilisation wegen fehlender Rekompensation und die grunderkrankungsbedingte Osteopenie/ Osteoporose sind besondere Versorgungsmerkmale in der unfallchirurgischen Behandlung von Verletzungen bei Polio-Betroffenen.

Dr. med. Axel Ruetz und Dr. med. Friedemann Steinfeldt
 

Bundesverband Poliomyelitis e.V.

  • Interessengemeinschaft von Personen mit Kinderlähmung
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