Welt-Polio-Tag
Pressemitteilung
Bundesverband fordert konsequenten Kampf gegen Poliomyelitis weltweit
Anlässlich des diesjährigen Welt-Polio-Tages, der jährlich am 28. Oktober zu Ehren des Geburtstages des Bakteriologen Jonas Salk, des Entdeckers des Polio-Impfstoffes, begangen wird, mahnt der Bundesverband Poliomyelitis e. V. vor einer erneuten weltweiten Ausbreitung des Virus. Europa ist zwar seit über zwanzig Jahren als poliofrei zertifiziert, jetzt aber schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Risiko der internationalen Weiterverbreitung des Polio-Virus als hoch ein. Grund dafür sind anhaltende Nachweise von Polio-Wildviren (Typ 1) aus Abwasser in Israel, dem Westjordanland und Gaza. Im Juli dieses Jahres trat im Gazastreifen ein erster Fall von Kinderlähmung auf: Die Erkrankung wurde bei einem zehn Monate alten Baby festgestellt, das nicht gegen Polio geimpft war.
Mit der unter der Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende August gestarteten Impfkampagne konnten bis zum 12. September zwar fast alle Kinder unter zehn Jahren im Gaza, insgesamt etwa 580 000, geimpft werden. Doch die Gefahr einer Infektion ist nicht gebannt. Damit die einmal geimpften Kinder vollständig immun sind, brauchen sie noch mindestens eine weitere Schluckimpfung. Angesichts der stark zerstörten Gesundheits-, Wasser- und Sanitärsysteme und der anhaltenden Fluchtbewegungen, von denen Tausende Kinder betroffen sind, ist eine Impfrate von mindestens 95 Prozent erforderlich, um die Ausbreitung des Polio-Virus zu verhindern und das Risiko eines erneuten Auftretens zu verringern. Um möglichst viele Kinder mit der Impfung zu erreichen, ist laut WHO, UNICEF, UNRWA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) und weiteren Hilfsorganisationen ein humanitärer Waffenstillstand nötig. Eine solche Feuerpause wurde in der ersten Phase der Impfkampagne eingehalten.
Der Bundesverband Poliomyelitis e. V. nutzt den Welt-Polio-Tag immer wieder, um auf die Notwendigkeit des Impfens gegen diese heimtückische Krankheit hinzuweisen, die die Nervenzellen des Rückenmarkes und/oder des Hirnes befällt und lebenslange Lähmungen hervorrufen kann. Gleichzeitig macht der Bundesverband auf die Lebenssituation der etwa 60 000 Menschen aufmerksam, die in Deutschland mit den Spätfolgen der Poliomyelitis leben. Weitgehend unbekannt ist dabei die Tatsache, dass oft 20 bis 50 Jahre nach der Erkrankung das Post-Polio-Syndrom (PPS) auftritt, eine Spätfolge unter anderem mit Schmerzen in Muskeln und Gelenken, extremer Müdigkeit, neuen oder zusätzlichen Muskelschwächen, Schlafstörungen, Problemen beim Atmen und Schlucken. Deshalb setzt sich der Bundesverband mit seinen etwa 2 700 Mitgliedern als stärkste Interessenvertretung in Deutschland für den konsequenten, weltweiten Kampf gegen diese Erkrankung ein.
Pressekontakt:
Bundesverband Polio e. V.
Ulrike Jarolimeck
1. Vorsitzende
Bundesverband Poliomyelitis e. V.
Telefon 0681 81 11 97