Rollstuhl – Fahrtwind – Lebensfreude

In der aktuellen Ausgabe der Polio-Nachrichten, die am 15. August 2024 erscheinen wird, geht es unter anderem um das Projekt der Regionalgruppe 72-Rottal/Inn „Rollstuhl - Fahrtwind - Lebensfreude“. Dieses Projekt soll dazu beitragen, durch eine Rollstuhlversorgung mehr Lebensfreude zu erreichen. Denn für nicht wenige Polio-Betroffene wird es mit dem Fortschreiten des Post-Polio-Syndroms früher oder später notwendig, sich hinsichtlich einer notwendigen Kräfteschonung und zur Schmerzreduzierung damit auseinanderzusetzen, wie es gelingen kann, sich auf einen Rollstuhl einzulassen. Das stellt für viele eine große Herausforderung dar. Der altbekannte Spruch „an den Rollstuhl gefesselt“ trägt auch nicht dazu bei, den Rollstuhl als das zu sehen, was er ist – nämlich ein Fortbewegungsmittel, das Menschen mit einer Behinderung einen größeren Bewegungsradius ohne die Gefährdung von Stürzen ermöglicht.

Praktisches Rollitraining bei einem gemeinsamen Ausflug zum Altöttinger Kapellplatz mit den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Mit dem Rollstuhl nach Rio de Janeiro

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!“ Das ist ein altes deutsches Sprichwort, was auch besagen könnte, wer nicht verreist, hat weniger zu erzählen. Harald Frömming ist überzeugt: „Wenn ein Rollstuhlfahrer eine Reise tut, dann kann er gar nicht aufhören zu erzählen.“

Frömming ist ein Vielreisender und diesmal ging es nach Rio de Janeiro. Bereits im Januar 2023 plante er mit seiner Ehefrau dieses Vorhabens, entdeckte zufällig eine Positionsfahrt der „Norwegian Star“ von Rio de Janeiro (Brasilien) nach Lissabon (Portugal) mit Äquatorüberquerung und insgesamt 17 Seetagen. Er buchte Flüge und Kreuzfahrt, Hotels und Transfers. Und er dachte sich, wenn er schon mal diese weite Reise unternimmt, dann macht es Sinn, nicht bis Rio de Janeiro zu fliegen, um dann sofort aufs Schiff zu steigen. Nein, er flog mit seiner Ehefrau bereits drei Tage vor Beginn der Kreuzfahrt nach Rio, um die Stadt zu erkunden. Und von diesen drei Tagen inklusive des Hinflugs über Amsterdam handelt der Reisebericht.

Im Vorfeld hatte Frömming auch eine Besichtigungstour mit dem Bus zu den sechs wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Rio de Janeiro gebucht. Tour-Dauer: acht Stunden mit deutschem Tour-Guide. Im Internet hatte er widersprüchliche Aussagen zur Rollstuhltauglichkeit dieser Tour gefunden. Aber er hatte auch die Bestätigung bekommen, dass er als Rollstuhlfahrer teilnehmen könne. Tatsächlich gestaltete sich dieser Tagesausflug abenteuerlich, denn die Stadtführerin hatte scheinbar keine Informationen darüber erhalten, dass sich ein Rollstuhlfahrer angemeldet hatte.

Dennoch: Främming schafft es bis zur legendären Christus-Statue und kann diese nicht nur aus nächster Nähe bestaunen, nein, er genießt zugleich das Panorama von Rio, den Blick auf das Meer und den Zuckerhut. Er fährt vorbei an der Copacabana direkt zum Stadion Maracana, besichtigt das Sambadrom, die Arcos de Lapa, eine alte gemauerte Wasserleitung, die Catedral Metropolitana von Rio, eine moderne, 1979 geweihte katholische Kirche in Pyramidenform, und die Escadaria Selarón, eine Treppe mit Fliesen aus aller Welt. Und dann am späten Nachmittag wieder zurück in Richtung Copacabana. Letztes Highlight der Besichtigungstour ist der Zuckerhut, das Wahrzeichen von Rio.

Einen Bericht über die Kreuzfahrt von Janeiro de Janeiro nach Portugal können Sie in der Ausgabe 4 / 2024 der Polio-Nachrichten lesen.

Blick auf den Zuckerhut

Exotische Vegetation

... und exotische Früchte

DIGAB Kongress 2024

Auch in diesem Jahr gestaltete sich der Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung e. V. (DIGAB) zusammen mit dem 17. Beatmungssymposium vom 6. bis 7. Juni 2024 in Augsburg zu einer hochkarätigen Veranstaltung. Nadine Hopfmann berichtet in den Polio-Nachrichten darüber, dass der Bundesverband Polio e. V wieder mit einem Informationsstand im Ausstellerbereich des Kongresses vertreten war. Ärzte, Therapeuten und Betroffene hatten die Gelegenheit, sich über den Bundesverband Polio e. V. und die Polio-Erkrankung sowie deren Spätfolgen zu informieren.

Interessant sind in diesem Zusammenhang immer wieder die Polio-Gesprächskreise für Betroffene, denn die Jahrestagung ist eine der wenigen Veranstaltungen dieser Art, bei der Betroffene als gleichberechtigte Teilnehmer akzeptiert und eingebunden werden.  Diesmal stellten sich Prof. Dr. Laier-Groneveld (Facharzt für Pneumologie) und Dr. Martin Groß (Chefarzt für Neurologie) sowie Daniel Koller (Vorstandsmitglied) den Fragen der Besucher. In familiärer Atmosphäre schilderten einige Betroffene ihre Symptome und Erfahrungen mit Beatmungsgeräten.