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Inkontinenz - darüber spricht man nicht
Wir kennen das alle aus eigener Erfahrung: Über bestimmte Dinge redet man nicht, zumindest ungern. Das Thema Inkontinenz gehört wohl dazu. Denn es ist nicht einfach, offen zu bekennen: Auch ich habe dieses Problem. Eine Polio-Betroffene spricht in dem Artikel „Hilfe, meine Blase spinnt“ trotzdem über ihre persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema. Darüber, dass sie seit ihrer Polio-Erkrankung schwach auf der Blase ist und mit Verstopfungen zu tun hat. Über die Verschlimmerung, die schleichend begann und zunächst nur beim Husten und Niesen auftrat und sie tröpfchenweise Urin verlor. Dann aber nahm die Miktionsfrequenz zu, die ausgeschiedene Harnmenge ab und die Inkontinenz verstärkte sich. Besonders bei großen Flug- oder Busreisen wurde der Zustand zunehmend unerträglich.
Abhilfe, zumindest Linderung für dieses Problem gibt es nur, wenn wir darüber reden. In der Ausgabe 2 / 2023 wird dieses Thema deshalb schwerpunktmäßig behandelt werden. Es wird dazu unter anderem ein Interview mit Dr. med. Jochen Steinmetz, Facharzt für Neurologie in Bad Bramstedt, und Anregungen der Physiotherapeuten aus dem Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad. geben. Die Redaktion der Polio-Nachrichten möchte Leserinnen und Leser dazu ermuntern, Ihre diesbezüglichen Erfahrungen aufzuschreiben und an die Redaktion der Polio-Nachrichten zu senden, gern auch anonym an: margit.glasow@polio-selbsthilfe.de.
Jungfernfahrt des ICE 3neo
In diesem Artikel berichtet Hans-Joachim Wöbbeking über die Jungfernfahrt des ICE 3neo am 5. Dezember letzten Jahres von Frankfurt am Main nach Köln: Ein völlig neuer Zug mit vielen interessanten Parametern. Für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist dabei wohl vor allem die fahrzeuggebundene Einstiegshilfe von Interesse. Wöbbeking weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Rollstuhlfahrer und seit vielen Jahren Mitglied der programmbegleitenden Arbeitsgruppe der Deutschen Bahn AG. Deren Anliegen ist es, bei der Bahn möglichst weitgehende Barrierefreiheit herzustellen. Das entsprechende Programm wurde bereits in der vierten Version fortgeschrieben, um alle Produkte und Services der Deutschen Bahn hinsichtlich ihrer Zugangsmöglichkeit und Nutzbarkeit für diese Zielgruppe unter die Lupe zu nehmen.
Der ICE 3 weist dabei eine lange Geschichte auf. Inzwischen ist der erste Typ dieser Serie in die Jahre gekommen, und es war ein Re- Design bzw. eine komplette Überarbeitung fällig. Der nun entstandene ICE 3neo ist jedoch mehr als ein Re- Design. Mit Hilfe der Arbeitsgruppe, der Ingenieure der Firma Siemens, der Sachbearbeiter bei der Bahn und anderen Interessengruppen wurde ein völlig neues Konzept erarbeitet. So wurde eine spezielle Tür in dem Waggon mit den Stellplätzen für Rollstuhlfahrer entwickelt. um die neue Einstiegshilfe zu installieren. Diese wurde von den Betroffenen sowohl mit Elektrorollstühlen als auch mit leichten Hand-Rollstühlen ausgiebig getestet und konnte nun der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zu den technischen Neuerungen sind darüber hinaus auch Veränderungen in der Organisation nötig geworden. Es wird erforderlich sein, dass die Mobilitätsservice-Zentrale in Zukunft auch das Zugpersonal über mitreisende Fahrgäste informiert, die den Service der Einstiegshilfe in Anspruch nehmen.
Lesen Sie weitere Details in der aktuellen Ausgabe der Polio-Nachrichten.
Bildunterschrift: Hans-Joachim Wöbbeking hatte Gelegenheit, den Hubluft für einen leichteren Zustieg für Rollstuhlfahrer/-innen zu testen.
Copyright: Deutsche Bahn AG / Patrick Kuschfeld
Weltgesundheitsgipfel 2022 in Berlin – eine Fortsetzung
In der aktuellen Ausgabe der Polio-Nachrichten, die Mitte Februar 2023 erscheinen wird, berichtet Ulrike Jarolimeck über den Weltgesundheitsgipfel in Berlin, an dem sie im Oktober 2022 in Berlin für den Bundesverband Polio e. V. teilnahm. Bereits im August hatte eine Agentur aus Hamburg den Bundesverband angefragt, ob er eine Aktion im Rahmen einer Kampagne zur Ausrottung der Kinderlähmung anlässlich des Weltgesundheitsgipfels unterstützen würde.
Konkret ging es darum, in Kooperation mit der Firma Steiff führenden Weltpolitikern Teddybären zu überreichen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass es um „One Last Push“ (so der Kampagnenname) geht - eine letzte Anstrengung, Polio auch in Pakistan und Afghanistan auszuradieren und die dafür benötigten Gelder von Seiten der Regierungen freizumachen. Der Global Polio Eradication Initiative (GPEI), dem Initiator dieser Initiative, war es dafür wichtig, Polio-Überlebende in die Aktion einzubinden, die aus erster Hand von ihren Erfahrungen mit Kinderlähmung berichteten. Für den BV Polio e. V. reiste Ulrike Jarolimeck nach Berlin, wo sie den Anwesenden ihre Erfahrungen als Polio-Überlebende vermittelte und deutlich machte, was es heißt, von dem Polio-Virus befallen zu werden und zu erkranken.
Die Staats- und Regierungschefs der Welt sagten der GPEI auf dem Weltgesundheitsgipfel in Berlin Mittel in Höhe von 2,6 Milliarden US-Dollar für die Jahre 2022 bis 2026 zur Beendigung der Kinderlähmung zu. Das angestrebte Ziel von 4,8 Milliarden wurde leider verfehlt. Deutschland will für diese Zeit 72 Millionen Euro bereitstellen. Von der Gates-Stiftung sind 1,2 Milliarden US-Dollar avisiert.
Bildunterschrift: Auf dem Weltgesundheitsgipfel herrschte vor der Fotowand im Hotel Berlin Central District dichtes Gedränge. Viele Menschen wollten mit „Fynn“, dem Bären, fotografiert werden, der als Botschafter für eine poliofreie Welt warb. Hier das Team der Bill & Melinda Gates Stiftung.
Copyright: Weltgesundheitsgipfel